Eine weise Entscheidung. Weisser Würfel Vaduz.

Er verströmt eine besondere Aura. Bei Sonnenschein leuchtet und strahlt er wie ein Diamant. Selbst bedeckter Himmel kann seine Kraft und Ruhe nicht stören, dann wärmt er in sanftem Weiss in der Mitte des Geschehens. Der Weisse Würfel im Zentrum von Vaduz – die neue, gemeinsame Heimat von Huber Uhren Schmuck und der Hilti Art Foundation im Städtle 34 wird Schönheit und Emotionen nach innen und aussen tragen.

 

Text Eva Engel Fotos Roland Korner, Eddy Risch, Adolf Bereuter Foto Art Direktion Eva Engel  Foto- und Textredaktion agenturengel  Published kultuhr 45, 2005

 

Michael Hilti und Norman J. Huber vor dem Weissen Würfel © Roland Korner

Michael Hilti und Norman J. Huber vor dem Weissen Würfel © Roland Korner

 

Der Weisse Würfel schafft inhaltliche Synergien mit dem Kunstmuseum Liechtenstein und wird über die Grenzen hinweg auf einzigartige Weise kostbare Uhren und wertvollen Schmuck präsentieren. Er wird von nun an auch optisch eine Ergänzung schaffen, eine Lücke füllen und das Stadtbild vollkommen machen. Wir haben die beiden Wegbereiter dieses Bauwerks – Herrn Michael Hilti und Norman J. Huber – vor der Eröffnung beim Gang durch den Weissen Würfel begleitet.

Erinnern Sie sich an das erste Gespräch, bei welchem Sie beide beschlossen haben, gemeinsame Sache zu machen – ein gemeinsames Haus zu bauen? Wie kam es dazu?

Michael Hilti: Eigentlich hatten wir nie die Absicht, ein eigenes Museum zu bauen. Aber unsere erste Ausstellung 2005 im Kunstmuseum Liechtenstein mit zahlreichen Exemplaren aus der Sammlung der Hilti Art Foundation stiess auf grosse Resonanz. So entwickelte sich langsam die Idee zu eigenen Museumsräumlichkeiten. Als zweckmässigste Lösung sahen wir eine Verbindung mit dem Kunstmuseum Liechtenstein. Wenn man die städtebauliche Lage wie auch die innere räumliche Struktur des Kunstmuseums betrachtet, war eine Lösung gemeinsam mit Norman Huber die sinnvollste Option. Da sich Norman als sehr kreativer Mensch selbst bereits mit der Idee eines Ausstellungsraums in seinem Geschäft beschäftigt hatte, waren wir uns relativ schnell einig, dieses doch recht ungewöhnliche und ambitiöse Projekt gemeinsam anzugehen.

Norman J. Huber: Ja, das stimmt, wir waren uns sehr rasch im Klaren, dass dieses Projekt ein gemeinsames werden soll. Bereits beim ersten Gespräch mit Michael war ich positiv angetan. Vorbild und Inspiration für mich war eine Galerie, die im Juwelierladen eines Freundes geführt wird. Die spannende Symbiose aus Uhren, Schmuck und Kunst hat mir sehr gefallen. Ich empfinde die Grenzen zwischen bildender Kunst und hoher Handwerkskunst überhaupt seit jeher als ineinander übergreifend, somit war das für mich ein absolut stimmiges Bild.

 

Der Weisse Würfel ist das optische Pendant zum Kunstmuseum, dem Schwarzen Kubus. Von wem stammt die zündende Idee zu diesem städtebaulichen Ausnahmepaar?

Michael Hilti: Diese Idee der beiden Kuben im Dialog miteinander stammt von Prof. Meinrad Morger von Morger und Dettli Architekten AG, der bereits das Kunstmuseum Liechtenstein entworfen hatte. Wir wollten mit dem neuen Gebäude keine Konkurrenz zum bestehenden Kunstmuseum schaffen, sondern eine Stärkung des Gesamtauftritts erreichen. Das ist uns sicher sehr gut gelungen.

 

Bauherr Norman J. Huber mit Freundin Christine de Rouvre, Generalunternehmer Kaspar Hilti und Bauleiter Köbi Steiger von der Gebr. Hilti AG © Eddy Risch

Bauherr Norman J. Huber mit Freundin Christine de Rouvre, Generalunternehmer Kaspar Hilti und Bauleiter Köbi Steiger von der Gebr. Hilti AG © Eddy Risch

 

Der Weisse Würfel beinhaltet streng genommen zwei völlig getrennte Gebäude. Es gibt keine räumliche Verbindung untereinander. Wie wichtig war diese strikte Trennung für Ihre beiden Unternehmen? Wie kam es zu dieser doch überraschend eleganten Lösung innen wie aussen?

Michael Hilti: Eine Trennung war von Anfang an Voraussetzung, da wir zwei ganz unterschiedliche Zielsetzungen verfolgen. Ein Juwelier- und Uhrengeschäft und öffentliche Museumsräumlichkeiten lassen sich einfach nicht verbinden. So unterscheiden wir uns klar auch in der Bezeichnung des Gebäudes. Dort wo die Huber AG vom Weissen Würfel spricht und damit wirbt, sprechen wir von Museumsräumlichkeiten der Hilti Art Foundation. Was uns aber verbindet, ist der Bezug zu schönen Objekten, an denen sich Menschen erfreuen. Denn Kunden der Huber AG interessieren sich sicherlich auch für gute Kunst, genau wie unsere Ausstellungsbesucher hochwertigen Schmuck und Uhren schätzen. Dass wir dennoch eine so grosse Eleganz in einer gemeinsamen Lösung gefunden haben, ist auf die vielen intensiven und kreativen Diskussionen mit allen an diesem Projekt Beteiligten zurückzuführen.

Norman J. Huber: Es war von Anfang an klar, dass es getrennte Räume geben muss. Sicherheitstechnisch ist das für beide Seiten unbedingt notwendig. Das Korsett ist sozusagen der Kubus, dem sich alles unterwirft. Für mich – im Gegensatz zur Hilti Art Foundation – war es zudem wichtig, viel Tageslicht in unsere Verkaufs- und Ausstellungsräume zu bekommen. Nun haben wir auf zwei Stockwerken rund 300 m2 Verkaufsfläche. Im Parterre und in dem von aussen nicht einsehbaren Teil des Geschäftes befinden sich Ausstellungsräume für die Präsentationen unterschiedlicher Manufakturen. Ein spezieller Bereich ist bei uns zudem für Ausstellungen reserviert. Das 2. Stockwerk mit einer Fläche von zusätzlich 150 m2 bietet uns eine ideale Plattform für Events und Anlässe.

 

Viel Grund zur Freude: Mit rund dreieinhalb Jahren Verspätung erfolgte am 5. November 2012 die Grundsteinlegung zum Weissen Würfel; v.l.n.r.: Norman J. Huber, Uwe Wieczorek, Johannes Matt und Michael Hilti © Eddy Risch

Viel Grund zur Freude: Mit rund dreieinhalb Jahren Verspätung erfolgte am 5. November 2012 die Grundsteinlegung zum Weissen Würfel; v.l.n.r.: Norman J. Huber, Uwe Wieczorek, Johannes Matt und Michael Hilti © Eddy Risch

 

Der Weisse Würfel war in jeder Hinsicht ein sehr anspruchsvolles Bauprojekt. Die Baustelle stand auf dem denkbar schlechtesten Baugrund – sehr beengt, mitten im Zentrum, mit hohem Hangdruck. Wie ruhig schläft man da als Bauherr selbst?

Michael Hilti: Ich selbst habe immer gut geschlafen, dies vor allem im Bewusstsein, mit einem hochqualifizierten und hochmotivierten Team zusammenarbeiten zu können. Mit unserem Projektleiter Arthur Willi wie auch mit Meinrad Morger habe ich beim Bau des Kunstmuseums Liechtenstein bereits ausgezeichnet zusammengearbeitet. Die Baufirma Gebrüder Hilti AG ist mir ja auch nicht ganz unbekannt und ein sehr zuverlässiger und erfahrener Partner. Es gab einige kritische Momente, aber das Schöne daran war, dass diese meistens bereits gelöst waren, als ich informiert wurde.

 

Welche Situationen empfanden Sie persönlich als kritisch, über welchen Moment haben Sie sich besonders gefreut?

Norman J. Huber: Wir haben mit Gebrüder Hilti als Generalunternehmen und Arthur Willi als Bauherrenvertreter zwei echte Profis am Werk gehabt, die mich immer gut schlafen liessen. Dafür war und bin ich sehr dankbar. Jetzt, wo wir in die Endphase kommen, wird der Zeitdruck für mich mehr spürbar. Den Weissen Würfel als Solitär zu sehen war ein guter Moment, ansonsten freue ich mich jetzt auf die Zeit der Inneneinrichtung. Ich entwickle da mehr Gefühle, weil es Teil von mir ist. Nachdem die Architektur des Weissen Würfels eher kühl und futuristisch anmutet, war es mir wichtig, im Innenbereich einen modernen Kontrast zu schaffen – was uns mit dem Einsatz edler Materialien und warmer Farben sehr gut gelungen ist. Verantwortlich für das Interieurdesign zeichnete wieder Tino Zervudachi von Mlinaric, Henry und Zervudachi in Paris. Ihm habe ich bereits die Inneneinrichtung unseres Geschäftes in Lech am Arlberg übertragen und ich wusste daher, dass er auch diese Aufgabe zu meiner vollsten Zufriedenheit lösen wird.

Michael Hilti: Was mich besonders gefreut hat? Das war der Moment, an dem man das Gebäude in seiner Konzeption und städtebaulichen Einbindung wirklich wahrnehmen konnte. Gefreut hat mich auch das grosse Verständnis unserer direkten Nachbarn, denn wir alle wissen, dass so ein Bauvorhaben vor der Tür und bei diesen prekären Platzverhältnissen nicht gerade immer Freude macht. Aber diese Zeiten sind ja mit der Eröffnung im Mai dann endlich vorüber.

 

 

Sie beide sind in jungen Jahren aus ähnlichen Gründen in das jeweilige Familienunternehmen eingestiegen. Beide Unternehmen sind Paradebeispiele für Tradition und Wertbeständigkeit. Ist der Weisse Würfel ein Symbol für die Leistungskraft der Liechtensteiner Wirtschaft? Was wünschen Sie sich aus wirtschaftlicher und kultureller Sicht für Liechtenstein?

Michael Hilti: Inwieweit der Weisse Würfel Symbol für die Leistungskraft der Liechtensteiner Wirtschaft ist, kann ich nicht ganz beurteilen. Was er aber auf jeden Fall darstellt, ist ein Zeugnis, dass man Visionen zur Realität werden lassen kann, auch wenn man unkonventionelle Wege einschlagen muss und man gefordert ist, über den üblichen Tellerrand hinauszudenken.

Norman J. Huber: Ich denke, dass vor allem der Tourismus von diesem Gebäude profitieren wird. Obwohl Vaduz niemals eine Weltstadt sein wird, überrascht das Fürstentum doch mit einer Fülle an Ausstellungen, Aktionen und Museen. Ich bin selbst immer wieder angenehm überrascht über die Qualität der Veranstaltungen, die sich durchaus auf Weltstadt-Niveau bewegen. Dass sich Vaduz in diese Richtung entwickelt, ist äusserst positiv zu sehen – selbstverständlich auch für die Wirtschaft und den Handel. Der Weisse Würfel wird über die Grenzen hinaus für Aufsehen sorgen.

 

Welches Gebäude oder Bauwerk – weltweit gesehen – hat Sie selbst in den letzten Jahren besonders beeindruckt und warum?

Michael Hilti: Aufgrund unserer Nähe zum Baugewerbe und auf meinen zahlreichen Reisen habe ich viele sehr interessante Gebäude auf der Welt gesehen, die mich alle auf unterschiedliche Weise beeindruckt haben. Das Faszinierende am Kunstmuseum Liechtenstein ist jedoch nicht nur eine aussergewöhnliche Architektur, sondern auch die hohe Benutzerfreundlichkeit des Gebäudes. Und das macht es am Ende aus. Denn Aufsehen alleine nützt nichts, wenn es in der Konzeption nicht für die Menschen gestaltet wurde, die es besuchen sollen. So ein Gebäude darf kein Egotrip oder ein Monument eines Architekten sein, sondern muss vor allem die gewünschten Ziele und Zwecke erfüllen.

Norman J. Huber: Das kürzlich eröffnete Museum der Louis Vuitton Foundation in Paris, entworfen von Frank Gehry, ist ein eindrückliches Kunstwerk. Was mich seit Jahren immer wieder fasziniert, ist die Glaspyramide des Louvre von Jan Pye in Paris. Die Schlichtheit dieser modernen Glaskonstruktion und ihre Wirkung inmitten der klassizistischen Gebäude ist einfach einzigartig.

 

In Etappen zum Ziel

In Etappen zum Ziel

 

Weisser Würfel © Adolf Bereuter

Weisser Würfel © Adolf Bereuter

 

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