Ich fühle, also bin ich Ein Gespräch mit Wolfgang Häusler

Welche Kunst einem gut tut, inspiriert oder anregt, kann jeder sehr gut selbst entscheiden, auch ohne großartige Vorbildung, meint Wolfgang Häusler, Kunsthändler mit bedeutenden Galerien in München und Zürich.

 

Text Eva Engel  Foto Florian Holzherr, Wolfgang Stahl, Christopher Burke, Simon Veres  Foto- und Textredaktion agenturengel  Published tRAUM 01, 2014

 

Entscheidend, so Häusler, ist immer die eigene Intuition, das spontane Gefühl. Wer sich für Kunst interessiert, sollte vor allem seine Wahrnehmung schulen. Wie man dies am besten macht? Wolfgang Häusler empfiehlt, die persönliche Freizeit dem häufigen Besuch von Ausstellungen zu widmen, aber auch Kunstbücher können das Tor zur Kunst öffnen. Je öfter man sich auf das Abenteuer „Kunst“ einlässt, desto besser kann man ihre Sprache lesen, wird zum Kenner und Liebhaber. So wie Wolfgang Häusler selbst, vor mittlerweile 20 Jahren. Wir haben Wolfgang Häusler in seinen neuen Ausstellungsräumlichkeiten in Lustenau im Haus 2226 von Architekt Dietmar Eberle zu einem Gespräch getroffen.

Herr Häusler, Kunst, was ist das?
Kunst ist für mich eine Auseinandersetzung mit dem Leben. Durch sie nehmen wir bestimmte Dinge wahr, auch das, was uns unvertraut ist, kann durch eine künstlerische Geste Interesse erwecken. Kunst, die mich interessiert, sollte eine soziale Beziehung, ein Konzept aufweisen und auch ästhetische Reize haben. Malerei im Speziellen finde ich immer noch sehr spannend.

Vor knapp 21 Jahren haben Sie Ihre erste Galerie in München eröffnet. Wie kam es dazu?
Zur Kunst bin ich durch mein Elternhaus gekommen. Mein Vater war Lehrer und hat selbst gemalt. Bücher und besonders Kunstbücher waren in unserem Haus allgegenwärtig. Bilder haben mich schon seit meiner Kindheit fasziniert. Zudem habe ich schon früh die Biografie von Daniel Kahnweiler, dem großen Kunsthändler, gelesen, was sehr inspirierend war und in gewisser Weise sicherlich bei mir einen Grundstein gelegt hat. Im Jahre 1988 habe ich mich selbstständig gemacht und den Aufbau meiner Kunstberatungsfirma intensiv vorangetrieben. 1992 übersiedelte ich von Bregenz nach München, wo ich die heutige Galerie gegründet habe und 2007 kam dann der Standort Zürich hinzu. Gemeinsam mit meiner Frau, der Kunsthistorikern Christa Häusler, habe ich eine Galerie aufgebaut, die ein eigenständiges Programm hat und international arbeitet.

Sie vertreten heute namhafte Künstler wie Keith Sonnier, James Turrell, Mary Heilmann und David Reed, um nur einige zu nennen, die vor allem aus den USA stammen bzw. dort tätig sind.
Jeder Kontakt hat eine eigene Geschichte, deren Ausführung ein Buch ergeben würde. Wir begegneten Künstlern auf internationalen Ausstellungen, lernten manche auch über Empfehlung durch andere Künstler kennen. Neben den Künstlern, die neue Materialien wie etwa Neonlicht einsetzten, haben wir immer schon einen Schwerpunkt in der Malerei gehabt. Allgemein kann ich sagen: Skulpturale Ideen der 1960er/1970er Jahre und die konzeptionelle Malerei, die sich in dieser Zeit als Gegenströmung zur Skulptur entwickelte, sind unser bedeutendstes Interessensfeld. Mary Heilmann, Suzan Frecon, aber auch David Reed entwickelten Konzepte, die uns sehr interessierten. Amerika war damals führend, natürlich gab es auch in Europa wichtige Kunstschaffende, die wir ebenfalls verfolgten.

Sie haben nach Ihren Galerien in München und Zürich nun auch ein drittes Standbein in Lustenau eröffnet, im neuen Gebäude des Architekten Dietmar Eberle. Wie kam es zu dieser außergewöhnlichen Kooperation?
Richtig, unser neuer Ausstellungsraum in Lustenau ist eine große Freude. Er resultierte aus der Freundschaft mit Dietmar Eberle, der für sein Architekturbüro ein neues Gebäude gebaut hat – das momentan viel publizierte 2226, in dem er auch einen Ausstellungsraum im Erdgeschoss plante. Zusammen haben wir das Konzept entwickelt, internationale Kunst aus unserem Programm zu zeigen. Auch können wir in diesen idealen Räumen größere Werkgruppen präsentieren.

Ist dies eine klassische Galerie oder eher ein exklusiver Schauraum für Interessierte?
Lustenau ist keine Galerie, sondern ein Schauraum. Die Ausstellungen können während der Büro-Öffnungszeiten auf Voranmeldung besichtigt werden (Tel +43 5577 63051-12 oder unter +41 43 810 04 26). Die Gäste werden dann durch die Ausstellungen geführt. In den letzten 20 Jahren ist der Kunstmarkt geradezu explodiert. Galerien haben sich zu Großunternehmen entwickelt.

Der Kunstmarkt ist eine Riesenmaschinerie aus Messen, Galerien, Auktionshäusern und der Investmentgedanke steht immer mehr im Vordergrund. Wie sehen Sie diese Entwicklung? Empfehlen Sie Kunst als Anlageobjekt?
Der Kunstmarkt hat sich in den letzten Jahren in der Tat sehr verändert. Mit ein Grund dafür ist, dass Kunst auch als Anlageform genutzt wird und Finanzjongleure diesen Markt für sich entdeckt haben. Ein Auktionsrekord jagt den nächsten, auch die allgemeinen Umsätze im Kunsthandel explodieren. Meine Empfehlung an Sammler und Käufer ist, ein Kunstwerk nicht auf seinen materiellen Wert zu reduzieren, sondern daneben oder zuallererst unbedingt auch den ideellen Wert der Begegnung mit Kunstwerken und Künstlern zu nützen. Das ist ein echter Gewinn. Kunst ist ein visuelles Medium, das die Wahrnehmung schult. Wenn Sie sich für Kunst interessieren, schauen Sie sich Ausstellungen an, Ihre Seherfahrung wird Ihnen schnell ein guter Ratgeber sein. Gute Begleitung durch Galeristen oder Berater zahlen sich allemal aus. Wichtig ist auch: Kunst als Anlage ist nicht geeignet für schnelle Wertschöpfungen, da benötigen Sie Zeit. Wir begleiten Sammlungen, Kunden, die sich interessieren, beraten und führen sie auch in die Ateliers der Künstler.

Kunstwerke privater Käufer und Sammler werden meistens in ein bereits bestehendes Wohnumfeld integriert. Wie geht man dabei am besten vor?
Das gestaltet sich je nach Kunde und Kunstwerk, das angekauft wird, unterschiedlich. Bei Lichtinstallationen z. B. ist es durchaus üblich, dass wir eine gemeinsame Besichtigung vor Ort machen und den Kunden bezüglich der Platzierung beraten. Die Installation vor Ort durch einen Techniker wird dann auch oft im Beisein eines unserer Teammitglieder vorgenommen. Bei Gemälden oder kleineren Arbeiten ist dies seltener, aber wenn ein Käufer unsicher ist oder unsere Beurteilung vor Ort wünscht, dann ist das jederzeit möglich. Das gehört zu unserer Dienstleistung und zu der Art und Weise, wie wir unsere Kunden betreuen möchten. Es ist immer auch der direkte und persönliche Kontakt zu den Menschen, der uns wichtig ist.

Welche Messen empfehlen Sie Ihren Kunden bzw. welche besuchen Sie selbst?
Messen sind ein wichtiges Kontaktinstrument für uns. Seit vielen Jahren stellen wir auf der Art Cologne aus, für 2014 sind wir von der Armory Show New York eingeladen und werden auch teilnehmen, auch andere Messen sind in Planung. Die wichtigste Messe ist nach wie vor die Art Basel. Sie ist nicht nur für Aussteller, sondern auch für Fachbesucher ein Treffpunkt, um Geschäfte anzubahnen und umzusetzen. Wenn Sie an aktueller und erschwinglicher Kunst interessiert sind, sind allerdings die Nebenmessen wie Liste oder Solo Project attraktiver. Eine der solidesten Messen neben der Art Basel bleibt die Art Cologne. Sie hat nach einer Durststrecke in den letzten Jahren sehr an Profil gewonnen.

Wir danken für das Gespräch.

 

Wolfgang Häusler

Galerist Wolfgang Häusler, 1950 in Alberschwende (AT) geboren, verheiratet mit der Kunsthistorikerin Christa Häusler, liebt seine Familie, die Ruhe und Zeit für Bücher.

© Häusler Contemporary

 

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